H A N S R U D I W Ä S C H E R
EINE CHRONOLOGIE SEINER SERIEN
Teil 5: TIBOR - SOHN DES DSCHUNGELS
Tibor Piccolo-Serie "Sohn des Dschungels"
Der junge Millionenerbe Gary Swanson befindet sich mit seiner Jacht Stella Maris auf einer Reise um den schwarzen Kontinent.
Ein Jahr harter Arbeit ist seit dem Tode seines Vaters vergangen und nun kann sich Gary endlich den langgehegten Wunsch erfüllen, die Tiere Afrikas zu beobachten und zu filmen.
Aus dem Roten Meer kommend, geht die Jacht Stella Maris in Sichtweite der Küste auf südlichem Kurs.
Zwischen Malindi und Mombasa gibt Gary Anweisung, die Maschinen zu stoppen.
Er will mit dem Wasserflugzeug der Jacht nach Nairobi fliegen, um dort einen bekannten Tierfänger zu treffen, der ihn an den Viktoria-See begleiten soll.
Vom Ankerplatz der Jacht bis nach Nairobi sind es rund 500 km.
Die Kursabweichung über den Kilimandscharo beträgt zusätzliche 300 km.
Soweit die Angaben Wäschers aus Tibor 1.
Die erste Aufgabe war, heraus zu finden, wann die Abenteuer von Tibor spielen.
Der erste Start einer Venussonde war zu beachten, sowie die Unabhängigkeit Kenias, die in der 2. Piccolo-Serie zur Handlung gehört.
Spielten auch die Mau-Mau-Kriege eine Rolle?
Letzteres konnte verneint werden, wenn auch die Rebellenaufstände als Folgeerscheinung dieser Kriege angesehen werden Können.
Alle Spuren zeigten auf die ausgehenden Fünfziger und die beginnenden sechziger Jahre unseres Jahrhunderts hin.
Eigentlich wollte ich den zeitlichen Fixpunkt an den ersten Start einer Venussonde - Mariner 2 - am 27.08.1962 binden. Die Zeit, die die Sonde zur Venus und zurück braucht, wäre also das entscheidende Datum für die Geschichte in den Heften 60-81 gewesen. Zwar ist diese Sonde nicht gelandet, das war späteren Mariner-Sonden vorbehalten, aber das hätte dann nicht mehr gepaßt.
Dann sah ich mir die Zeitspur in Gerhard Försters großem Hansrudi Wäscher Buch an und stellte nach einigen Überlegungen fest, daß es am einfachsten ist, einfach die Daten zu übernehmen, an denen die Hefte jeweils erschienen sind. Von einigen Monaten Differenz abgesehen, würde alles passen, und was sind bei einem Comic, der in einem phantastischen Dschungel spielt, schon einige Monate. Also war diese Sache relativ einfach gelöst.
Und doch auch wieder nicht. Denn am 12.12.1963 wurde Kenia unabhängig und dieses Datum spielt mehrfach eine wesentliche Rolle in Tibors Abenteuern und deshalb MUSSTE die Chronologie an dieses Datum gehängt werden, was aber gut zu allen anderen Daten paßte. Lediglich das Lehning-Datum mit dem Beginn der Tibor-Piccolos schwankte dann ein wenig, aber der Abbruch der Serie führte wieder zusammen.
Die beiden Abenteuer in den Sprechblasen konnte man nicht an ihr Erscheinungsdatum koppeln, sondern mußte sie direkter anschließen.
Ein schwierigerer Punkt war die Lokalisation von Tibors Dschungel.
Das hat mich etwas Schweiß gekostet. Vor allem, weil mir Nordosten und Nordwesten Schwierigkeiten bereiteten. Ich habe mir zwei Spezialkarten von Kenia besorgt - eine deutsche und eine englische - und gesucht und gesucht und nichts passendes gefunden.
Sehen wir uns die Karten an:
Wenn man von Malindi aus den Kilimandscharo anfliegt, bekommt man ihn linker Hand zu sehen. So auch auf Seite 14 in Piccolo 1. In Bild 1 auf Seite 15 sagt der Pilot, sie müssen nach Nordosten abdrehen und auf Bild 2 tun sie das auch, wie deutlich zu bemerken ist.
Nun liegt aber Nairobi in nordwestlicher und nicht in nordöstlicher Richtung. Das hatte ich anfangs übersehen und lange Zeit an der falschen Stelle gesucht, bis mich anläßlich eines Comictreffens bei mir Dietmar Taubert darauf hinwies.
Ich kam dann zu folgendem Ergebnis: die Absturzstelle des Flugzeugs ist in etwa dort, wo der Kiboko in den Athi mündet, nahe des Yatta Plateaus.
Tibors eigentlicher Dschungel ist längs des Tana-Flusses und Hola kann man als Major Bradstones Dschungelpolizeiposten ansehen. Es liegt neben dem Arawale-Naturreservat.
Bei der Lokalisation waren auch die späteren Abenteuer z.B. mit Abals Kriegern zu berücksichtigen. Dessen Heimatland und das der Schneemenschen ist wohl im Amar-Gebirge, dem südlichen Ausläufer des
abessinischen Hochlandes zu finden.
Der Fluß, auf dem Abals Schiffe fahren, ist m.E. der Bilatè Shet', der bei seinem Durchbruch durch das Amar-Gebirge auch einen längeren See mit zerklüfteten Ufern bildet. Etwas weiter nördlich befindet sich der äthiopische Rift-Valley-National-Park, der mehrere Seen umschließt. Dort liegt Abals, bzw. Gemals Reich.
Es gibt zwar südlich und östlich Nairobis keinen passenden Dschungel, aber da das Flugzeug zwischen Kilimandscharo und Nairobi abgestürzt ist, gab es keine Wahl. Zwar hätte man Tibor und Keraks Wanderung auch in nordwestliche Richtung in das Urwaldgebiet des Rift legen Können, aber da ist zum einem der Dschungel zu groß, gleichzeitig aber rundherum zuviel Zivilisation und kaum Platz für die diversen Eingeborenen, von sieben großen Flüßen durchzogen und daher auch topographisch nicht passend. Auch die Entfernungen wären nicht nachvollziehbar. Es mußte eine von der Zivilisation ziemlich unbeleckte Gegend sein und da bot sich eben nur der Nordosten Kenias an.
Der Tana-Fluß ist an dieser Stelle von einem bis zu 15 km breiten Dschungelgürtel besetzt und Tibors Hütte liegt ja an einem Fluß. Die Steppe und die nötigen Sumpfgebiete - tote Sümpfe - sind auch in passender Nähe. Vergessen wir dabei nicht, daß Tibors Dschungel ja imaginär ist und die passende Einordnung in eine bestehende Geographie ja nicht auf Punkt und Komma stimmen muß.
Durch Kenia und Tanganijka zieht sich der Ostafrikanische Graben, der als Wiege der Menschheit gilt. Von hier aus zog unser intelligent gewordener Vorfahr in die Welt hinaus.
Entlang dieses Grabens von Europa ausgehend in etwa dem Nil folgend reißt die Kontinentaldrift Afrika jedes Jahr einige Zentimeter mehr auseinander.
Hatte HRW eine Kenia-Karte zur Hand, als er Tibor an Land gehen ließ und wenn ja, wie sehr hat er sich danach gerichtet? Hatte er eine bestimmte Stelle für Tibors Dschungel im Auge?
Es wurde bis jetzt meines Wissens bei HRW nicht nachgeforscht, inwieweit er sich bei Sigurd, Falk, Tibor, Bob und Ben, Roy Stark, Akim, Gert und Nizar von seiner Phantasie und/oder von der tatsächlichen
Geographie leiten ließ. Was ist fiktiv und was echt?
In der nun folgenden Aufstellung steht die erste Ziffer jeweils für die Nummer des Heftes. Die Ziffer hinter dem Schrägstrich bedeutet wenn nichts dabei steht die Anzahl der Tage, die die Geschichte in diesem Heft dauert. Bei Wochen oder Monaten wird das vermerkt.
1/1 = 15.Juni 1962
2/0, 3/1, 4/6 Monate = 15.12.1962
In Heft 4 erfahren wir durch Kerak, daß die Dschungeltiere auch Sprichwörter mit Spruchweisheiten kennen wie "Wer sich leichtsinnig in Gefahr begibt, kommt darin um".
Die Zeitung auf Seite 13 zeigt kein Datum. Tibor ist mit Kerak weiter nach Nordwesten gewandert. So steht es in Heft 4. Kann aber nicht sein, dann wären sie nach Nairobi und den anderen großen Städten gekommen oder auf den Mount Kenia getroffen. Es muß NORDOSTEN sein. Der Fluß kommt in Sicht.
5/7 Monate = 15.06.1963,
6/0, 7/0, im Cliffhanger steht: fast ein Jahr 8/9, 9/0 Tibor sagt über ein Jahr. Er erfährt, daß seine Verlobte gestern geheiratet hat, weil sie ihn für tot hielt. In der Regel wird in so einem Fall das
Trauerjahr abgewartet. Der Major spricht von den Mau-Mau-Kriegen, daß sie vorbei sind, aber immer noch Banden durch das Land streifen. Diese Kriege dauerten von 1948-1958.
10/0, Im Cliffhanger steht: über ein Jahr 13/3, 14/1 während der nächsten Tage
15/0, 16/1, 17/0, 18/1, 19/0, 20/0, 21/0, 22/1, 23/0, 24/4 = 04.07.1963
25/21, 26/0, 27/0, 28/0, 29/1, 30/0, 31/1, 32/0, 33/14, dann
marschieren Tibor und Kerak Richtung Sümpfe, um eine Hütte zu bauen.
34/0, 35/4 = während der folgenden Tage 15.08.1963
36/0 woher hatte Om-El die Lanze? In die Spinnengrube werden sie ihm die Ma-Angas kaum mitgegeben aben.
37/0, 38/1, 39/1, Om-Tul spricht von 2 Wilden, als er zwei seiner Männer meint. Ich glaube nicht, daß ein Eingeborenenhäuptling seine Männer als Wilde bezeichnet. Dieser Ausdruck gehört zum Vokabular der hochnäsigen Weißen.
40/4, 41/2, 42/0, 43/0. Daß die Ogks die Höhlen ihrer Kultstätten nicht erforscht haben, ist unwahrscheinlich.
44/0, 45/4, 46/0, 47/2, 48/3 = 01.09.1963
49/0, 50/1, 51/0, 52/0, 53/1. Der Mondberg ist ein erloschener Vulkan mit See darin.
54/0, 55/0, 56/0, 57/0, 58/0, 59/2, 60/4, 61/0, 62/1, 63/2,
64/1, 65/1, 66/0, 67/0, 68/0, 69/0, 70/0. Eigentlich müßte ein Tag vergangen sein. Dan und Tony reiten fort.
71/0, 72/1, 73/0 die Ogks sagen: Tibor habe sich 3 Raks ausgeliehen. Meistens ist er aber mit vier Raks zu sehen.
Tibor sagt, es gibt 3 Haupttriebe der Venuspflanze. Manchmal sind aber 4 oder 5 zu sehen.
Später meint er, Dan und Tony seien vor 3 Tagen fort geritten.
Ist aber aus der Handlung nicht ersichtlich. Der Start von MARINER 2 erfolgte am 27.8.1962. Erster Vorbeiflug in 35000 km.
74/0, 75/0, 76/0, 77/0, 78/0, 79/0 Tibor denkt, das Versteck80/1, 81/4 Tibor sagt, ihm sei das Gebiet der toten Sümpfe schon lange bekannt. Kann aber nicht sein. Wann hätte das sein sollen?
82/0, 83/0
Hier treffen wir zum ersten mal auf Gemals Volk. Bis jetzt hatte sich HRW ja gütlich daran getan, übrig gebliebene römische Kulturen in die Handlungen seiner Helden einzubinden. Nun tauchen mitten in Afrika
hellhäutige Krieger auf, die verblüffend an die Wikinger erinnern. Und solche sollen es ja wohl sein. Da die Wikinger in ihrer Sturm- und Drangzeit bis auf Australien alle Kontinente unsicher machten, ist diese Idee gar nicht so verwegen. Es ist den Wikingern durchaus zuzutrauen, mit ihren Schiffen bis zu den Quellflüssen des Nils vorgedrungen zu sein und im abessinischen Hochland eine blühende Kultur hinterlassen zu haben.
Das phantastische Element daran ist, daß diese die
Jahrhunderte überdauerte. Wenn man aber andererseits bedenkt, daß in derselben
Gegend ein jüdischer Stamm überlebte und dieser noch Riten praktizierte, die
zum Teil auf die Zeit vor dem Tempelbau Salomos zurückgehen, relativiert sich
das gleich wieder. Der Staat Israel hat vor einigen Jahren diese Menschen
offiziell anerkannt und sogar ein Rückkehrprogramm nach Israel ins Leben
gerufen. Unter diesem Aspekt sind die Lost-Race-Momente bei
Wäschers Helden gar nicht so weit hergeholt. Als Henry Rider
Haggard und Sir Arthur Conan Doyle vor rund 100 Jahren mit den Romanen um
vergessene Kulturen und archaische Fauna und Flora die damals noch weißen
Flecken auf den Landkarten füllten, gab es nicht wenige Menschen, die solches
durchaus für möglich hielten.
84/0, 85/0, 86/0, 87/0, 88/0, 89/1, 90/0, 91/0, 92/0, 93/0
Plötzlich hat Kurdal 6 Schiffe anstatt 5.
94/1, 95/0 Tibor hilft immer. So wie bei Karl May üblich.
Gute Taten werden belohnt.
96/0, 97/1, 98/0, 99/1, 100/0, 101/0, 102/0, 103/0, 104/0,
105/0, 106/0, 107/0, Eigentlich müßte man mindestens 1 Tag einfügen. Weite
Reise auf dem Fluß. Das Geheimnis über die Größe von Kurdals Flotte ist
weiterhin vorhanden. Nun sind es mal 7 Schiffe, dann wieder 6.
Wo Abals Reich liegt, habe ich vorher schon angesprochen.
108/0, 109/0, 110/0, 111/5, 112/1, 113/1, 114/0. Auf Seite
15 sagt Tibor, er lebe seit einigen Jahren im Dschungel.
115/1 Die Lunten an Abals Standbild brennen 2 Stunden. Ich
glaube ja viel, aber das bestimmt nicht. Ich bin kein Feuerwerker, aber eine
Lunte, die zwei Stunden brennt, müßte wohl "einige" Meter länger
sein. Zudem wäre eine Lunte, die solange brennt überhaupt unsinnig. Zu viele
Einflüsse könnten in dieser Zeit die Lunte ausgehen lassen.
116/0, 117/0, 118/0, 119/0, 120/12, 121/1, 122/0, 123/1,
124/0, 125/0, Der 2. Ausleger wird zweimal vom Fahrzeug gelöst. Seite 12 und
31.
126/0, 127/0, 128/0, 129/0, 130/1, 131/0, 132/1, 133/21 =
03.11.1963
134/0, 135/14, 136/0, der Major sagt zu Tibor, er war fast
ein halbes Jahr verschwunden. Wie hat HRW das errechnet? Das Fanggebiet war
rund 200 km nordöstlich von hier.
137/0, 138/1, 139/0, 140/0, 141/0, 142/0, 143/0, 144/0,
145/0, 146/0, 147/1 Tibor wendet den LKW, obwohl auf der engen Bergstraße kein
Platz dafür ist. Mal 4,5 oder 6 Gefangene. 1 Tag eingefügt.
148/0, 149/0, 150/3
Am Ende des vorigen Piccolos kommt Tibor in Ukwanis Garten
und da ist dieser längst nicht so korpulent, als auf den nächsten Seiten in
Piccolo 151. Da liegt wohl eine Pause zwischen diesen beiden Heften, in der HRW
sich anderen Helden widmete.
151/0, 152/1, 153/0, 154/0, 155/0, 156/0, 157/0, 158/1,
159/0, 160/0. Die großen 4. Der Ogk spricht von 5 Anführern. Im Bild sind aber
nur 4 zu sehen.
161/0, 162/0, 163/0, 164/0, 165/0, 166/2, 167/2 Tibor
versteckte den Rak vor der Polizeistation, damit das Geheimnis der toten Sümpfe
gewahrt bleibt. Auf Seite 4 fliegt er aber über die zurückkehrende
Polizeikolonne hinweg und grüßt sogar die Polizisten. Diese sehen also den Rak.
Tibors Hütte ist verfallen. Pip und Pop diskutieren mit
Kerak ob es gerochen heißt, oder gerächt. Zwei Schimpansen und ein Gorilla
diskutieren mitten in Afrika Feinheiten der deutschen Grammatik.
Das nenne ich Fantasy pur!
Darüber sollte man mal ein paar Gedanken verlieren. Ob bei
Tarzan, Akim oder Tibor: der Held spricht die Sprache der Tiere.
Im Heft 33 der 2. Serie auf den Seiten 12-14 erklärt Tibor,
daß er die Sprache fast aller Tiere im Dschungel spricht und versteht.
Wenn wir jetzt folgende Unterscheidung treffen, daß es auf
unserem Planeten Menschen und Tiere gibt und der wesentliche Unterschied, von
allen anderen mal abgesehen, die Möglichkeit ist, sich in artikulierter Weise
differenziert gegenseitig mitzuteilen, also zu sprechen, können wir die Sache
weiterverfolgen.
Bei den angesprochenen Helden gibt es die Sprache der
Tiere. Analog dazu müßte es dann eine Sprache der Menschen geben. Tut es
aber nicht. Es gibt Tausende davon und diese wiederum sind in unzählige
Dialekte unterteilt. Vereinzelte Menschen können sich in 20 Sprachen und mehr
verständlich machen. Wenn es die wichtigsten Sprachen sind, kommt man auf der
Erde gut damit zurecht, egal, wo man sich befindet; zumindest in den Städten.
Erst als unsere Vorfahren einen Kehlkopf ausbildeten war der
entscheidende Anstoß gegeben, um eine Stimme auszubilden, mittels der man sich
sinnvoll verständigen kann.
Ohne Kehlkopf gäbe es keine Gemeinschaft, die sich höher
entwickeln kann. Sie ist der Knackpunkt der Evolution. Ohne Kehlkopf kann es
bestenfalls einfachste Laute geben.
Das sieht man auch am Unterschied zwischen dem heutigen
Menschen und dem Neandertaler. Bei letzterem saß der Kehlkopf noch hoch und die
Zunge war noch dick. Erst als der Kehlkopf tiefer
wanderte und die Zunge dünner und beweglicher wurde, war die
Möglichkeit gegeben über gutturale Laute zur sinnvollen Lautsprache zu
gelangen.
Genausowenig wie es eine Sprache der Menschen gibt, gibt es
also im Umkehrschluß eine Sprache der Tiere. Und bei den Tieren gibt es noch
dazu eine Vielzahl von Arten. Wie sollten sich ein Käfer, ein
Hai, eine Schlange und ein Affe unterhalten können? Und vor
allem, was hätten sie sich mitzuteilen? Wahrlich nichts.
Selbst die Fauna von "Tibors Dschungel" ist so
komplex, daß die Annahme, es könnte ein universelles Ausdrucksmittel aller dort
lebenden Tiere geben, geradezu grotesk ist.
Natürlich verständigen sich auch Tiere, aber ihr
Konversationsmittel ist auf rudimentäre Mitteilungen beschränkt.
Die Lautsprache dient in aller Regel nur zur Untermalung der
ihnen eigenen Gebärdensprache.
Von der körperlichen Konstitution ist aber auch diese bei
den diversen Dschungeltieren nicht einheitlich, sondern höchst unterschiedlich.
Der Adler hat naturgemäß andere Ausdrucksmittel als der
Affe, der Löwe oder das Zebra, um nur einige Beispiele zu nennen.
Sollte Tibor die Sprachen der Tiere in
seinem Dschungel verstehen und "sprechen" können, müßte er eine noch
größere Begabung sein eigen nennen, als der oben angesprochene Linguist, der
sich in 20 Sprachen ausdrücken kann.
Nicht zu vergessen: will man eine andere Sprache wirklich
gut beherrschen, ist es nötig, in ihr auch denken zu können, um nicht ständig
im Geiste mit übersetzen zu müssen.
Das müßte nicht nur Tibor beherrschen, sondern die diversen
Tiere auch untereinander. In einem Dschungel voller Gefahren, ist es nötig, daß
man sich SOFORT ZWEIFELSFREI versteht.
In einem Tiborheft wird darauf verwiesen, daß sich Tibors
Unterhaltung mit seinen Affen, wie ein Gefiepe, Geschnatter und Gegrunze
anhört. HRW hat also seine Jugendlichen Leser schon mal auf die Einmaligkeit
dieser Angelegenheit verwiesen, machte sie allerdings deshalb - auch für
jüngste Gemüter - nicht
glaubhafter.
Von allen phantastischen Elementen im HRW-Kosmos, ist die
Aussage, daß Tibor die Sprache der Tiere beherrscht, das ultimativste
schlechthin.
Oder doch nicht? Auch die juristische Seite in Tibors
Dschungel verdient unser Augenmerk.
Da gibt es das Dschungelgesetz und dazu Tibors Gesetze.
Einerseits durchdrungen von dem Recht des Stärkeren,
anderseits durchsetzt von edlen und fast religiösen Motiven.