Die Geschichte von Gert spielt zu der Zeit, als es noch Seeräuber gab, schreibt HRW im Vorwort. Nun, die gibt es heute auch noch. Vielleicht mehr und besser ausgerüstet denn je.
Man denke nur an das Horn von Afrika oder die Straße von Malakka.
Doch zurück zu den Worten von Hansrudi Wäscher.
Man wußte noch nichts von Dampfschiffen und auf der Erdkugel gab es noch manches Land und manche Insel, die keines Europäers Fuß je betreten hatte.
Damals lebte in Lübeck ein Junge von 13 Jahren, Gert Randolf, der, wenn er es nur irgendwie einrichten konnte, am Hafen war, um dem bunten Treiben zuzusehen.
Sein sehnlichster Wunsch war, auch einmal auf einem großen Schiff zu fahren, viele Abenteuer zu erleben und endlich als geachteter Kapitän eines Tages heimzukehren.
Als Gert wieder mal am Hafen herumstromerte, hört er zufällig wie Stones und Stürmer darüber sprechen, daß 5 Jahre seit der Hinrichtung Störtebekers vergangen sind.
Das gibt uns einen genauen zeitlichen Anhaltspunkt.
Vitalienbrüder (auch: Vitalier; Lateinisch: fratres Vitalienses) nannten sich die Seefahrer, die gegen Ende des 14. Jahrhunderts zunächst als Blockadebrecher die Lebensmittelversorgung Stockholms bei der Belagerung durch dänische Truppen sicherstellten und anschließend als Kaperfahrer den Handelsverkehr der gesamten Nord- und Ostseeschifffahrt ziemlich beeinträchtigten.
Die Herkunft des Ausdrucks Vitalienbrüder ist nicht endgültig geklärt, stammt jedoch vermutlich aus dem Mittelfranzösischen, in dem zu Beginn des hundertjährigen Krieges jene Truppen, welche das Heer versorgten, vitailleurs genannt wurden (Viktualien = Lebensmittel).
Damit wurde vermutlich auf die Selbstbestimmung der Seefahrer angespielt, die (im Unterschied zu Söldnern) nicht Lohn und Verpflegung von ihrem Auftraggeber erhielten.
Sie waren auf Selbstversorgung angewiesen und fuhren auf eigene Rechnung anstelle eines geregelten Soldes.
Die berüchtigsten Anführer der ersten Generation waren Arnd Stuke und Nikolaus Milies, später werden Klaus Störtebeker, Gödeke Michels, Hennig Wichmann und Magister Wigbold genannt.
Die genaue Herkunft von Störtebeker ist nicht bekannt. Vermutungen zufolge stammt er aus der Gegend von Rotenburg (Wümme) / Verden, anderen Meinungen zufolge stamme er aus Wismar. Im Liber proscriptorum, dem "Verfestungsbuch" der Stadt Wismar, ist im Jahre 1380 ein Vorfall festgehalten, wonach zwei Wismarer Bürger aus der Stadt gewiesen wurden, weil sie einem anderen in einer Schlägerei verschiedene Knochenbrüche zugefügt hatten. Der Betroffene der Auseinandersetzung wird als "nicolao stortebeker" bezeichnet. Es spricht viel dafür, daß dieser Nikolaus Störtebeker später als Klaus Störtebeker in die Geschichte einging.
Angeblich hat sich der Freibeuterkapitän den Namen Störtebeker (aus dem Niederdeutschen von "Stürz den Becher") wegen seiner Trinkfestigkeit als Spitznamen verdient. So soll er der Sage nach einen 4-Liter-Humpen (einen ellenhohen Becher) Wein oder Bier ohne abzusetzen in einem Zug leergetrunken haben.
Jedenfalls störten diese Piraten den Handel der Hanse im Ostseeraum beträchtlich und so sah sich diese zum handeln gezwungen.
Am 22. April 1401 wurde Störtebeker von einer hamburgischen Flotte unter Simon von Utrecht vor Helgoland gestellt und in der Seeschlacht nach erbittertem Kampf gefangen genommen und auf der "Bunten Kuh" nach Hamburg gebracht. Angeblich soll dieser Erfolg erst durch die Hilfe eines Verräters ermöglicht worden sein, der unbemerkt flüssiges Blei in die Steueranlage goss und damit Störtebekers Schiff manövrierunfähig machte - alternativ wird dies mit der Zerstörung des Hauptmastes durch Geschoße der "Bunten Kuh" erklärt.
Klaus Störtebeker wurde am 20. Oktober 1401 mit rund 30 Gefährten, unter ihnen sein Steuermann Humbert Grobherz, auf dem "Grasbrook" bei Hamburg durch einen Scharfrichter namens Meister Rosenfeld enthauptet.
Um diese Enthauptung ranken sich allerlei Gerüchte, die jedoch allesamt in den Bereich von Märchen und Legenden entrückt werden können.
Wenn wir nun zum Tage der Enthauptung 5 Jahre dazu rechnen, wären wir im Jahre 1406. Um der Vereisung des Schiffes im späteren Verlauf Rechnung zu geben, sollten wir die Geschehnisse im Lübecker Hafen etwas eher ansetzen.
Nehmen wir den 01.09.1406.
Gleichzeitig hätten wir die Person von Stones ausgemacht. Er ist wohl der Verräter, der die Ruderanlage sabotierte, auch wenn er behauptet, er sein kurz vor Störbekers Hinrichtung noch bei ihm gewesen. Das sagt er wohl nur, um seinen Verrat vor Stürmer zu verschleiern.
01: Die geheimnisvolle Kiste
Als Gert gerade wieder einmal müßig am Hafen herumschlendert und die Schiffe betrachtet, ereignet sich ein seltsamer Vorfall.
Er wird mit einer Botschaft betraut.
Unlogisch das Folgende.
Wie soll ein Junge von 13 Jahren, der noch dazu betrunken ist, einen erwachsenen Mann einen Beutel Gold klauen können. Und selbst wenn, wäre der wohl selber in der Lage, dem jungen Burschen den Beutel Gold wieder abzunehmen.
Auch die Mär, daß Kapitän Stürmer den Schlüssel seines Speichers nicht dabei hat und deswegen auf Stones und Gert wartet, ist völlig unglaubwürdig, aber für den Verlauf der Handlung eben wichtig.
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02: Der Mann mit der Narbe
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03: Kampf an Bord
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04: Die Flaschenpost
Der Matrose, der Gert im "Walfisch" attackiert und dort Treyer genannt wird, ist nun auch an Bord der "Santa Maria" und heißt Treyser.
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05: Der rote Leuchtturm
Bei den dargestellten Schiffen handelt es sich um Großsegler. Bei Gert sind es welche mit drei Masten mit Rahsegeln, am Bugspriet drei bis vier Klüversegeln und am hinteren Mast ein Besansegel. Die Klüversegel benötigt ein Rahsegler um härter an den Wind zu gehen und besser kreuzen zu können. Das Besansegel ist wichtig, um die Ruderwirkung zu unterstützen. Auf den Titelbildern sind diese auch richtig gezeichnet. Im Innenteil der Hefte sieht es aber manchmal aus, als hätten die Schiffe hinten anstelle des Besansegels ein weiteres Stagsegel.
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06: Schiff Ahoi
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07: Signale in der Nacht
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08: Der Plan des Piraten
Nachdem kurz vorher Reinhardt noch Polizeioberst war ist er nun Polizeithauptmann.
Überhaupt gab es damals den Begriff Oberst noch nicht. Es hieß Obrist.
Es gab damals auch keine "Polizei" in unserem heutigen Sinne und auch der Begriff als solcher war damals noch nicht üblich.
Die Strafverfolgung und Rechtspflege erfolgte in anderen Normen, als wir sie heute kennen.
Auf Seite 5 heißt es, daß ein Monat vergangen ist. Wenige Seiten später wird bekannt, daß sich Stones und Stürmer einige Tage später wieder treffen. Da müssten dann insgesamt um die 35 Tage vergangen sein, während die beiden in Heft 5 vereinbarten, sich nach einer Woche wieder zu treffen.
Dann vergehen nochmals 14 Tage, in denen das Schiff ausgerüstet wird, das zur Schatzinsel fahren soll.
8/49 = 24.10.1406
09: Auf großer Fahrt
Die Navigation war lange Zeit mit großen Problemen behaftet.
Während die geographische Breite durch Messung von Vertikalwinkeln der Sonne oder des Polarsterns relativ einfach bestimmbar ist, gestaltete sich die Bestimmung der aktuellen geographischen Länge mit ähnlicher Genauigkeit über lange Zeit extrem schwierig. Dieses für die Seenavigation bedeutsame Längenproblem wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts gelöst. Dazu sind sehr genau gehende Uhren notwendig, die auch bei stärkstem Seegang verläßlich funktionieren, ohne durch Hitze und Luftfeuchtigkeit beeinträchtigt zu werden. Die erste Uhr, die diese Voraussetzungen erfüllte, war die "H4", die vom Tischler John Harrison erfunden wurde.
9/3
10: Der schwarze Frost
HRW schreibt, daß die "Santa Barbara" innerhalb dieser Zeit bereits in die nördlichen Gewässer vorgedrungen und bis über die nördliche Spitze der Shetland-Inseln abgetrieben ist.
Bei der Fahrt durch den Großen Belt, Kattegat und Skagerrak sind es von Lübeck bis zu den Shetlands rund 1200 km. Wenn die "Santa Barbara" ein Tages-Etmal von 200 km schafft, ist das schon gut gerechnet. Also nochmals 3 Tage dazu.
Dort gelangen sie in den Bereich des "Schwarzen Frostes".
Dazu muß man sagen, daß es um diese Zeit eine relativ kalte Periode bis in das 19. Jahrhundert gab, die als "Mittelalterliches Optimum" oder "Kleine Zwischeneiszeit" bekannt ist.
10/3 = 30.10.1406
11: Windstärke 12
11/21 = 20.11.1406
12: Piraten an Bord
12/0
13: Das Gefecht
13/0
14: Hilfe! Es spukt
14/1
15: Hyänen des Meeres
15/0
16: Bravo - Gert!
16/0
17: Rette sich wer kann!
17/0
18: Land in Sicht
Um nach der ereignisreichen Fahrt - mit Windhose, Untergang des Schiffes und Weiterfahrt mit einem Boot - eine Insel zu erreichen, auf der es Palmen und Affen gibt, wollen wir einen weiteren Monat dazu tun. Zwei Monate wären wohl realistischer, aber lassen wir es bei einem Monat bewenden.
18/36 = 27.12.1406
19: Spuren im Sand
Die Schatzinsel kann eigentlich nur eines der kleinen Eilande der Kapverdschen Inseln sein.
Kap Verde ist ein afrikanischer Inselstaat bestehend aus den Kapverdischen Inseln mit neun bewohnten Inseln im Zentralatlantik, 460 Kilometer vor der Westküste Afrikas. Der Archipel hat eine Landfläche von 4033 Quadratkilometer.
Die unbewohnten Inseln wurden 1445 von Antonio Fernandes umrundet und 1456 von dem in portugiesischen Diensten fahrenden Venezianer Alvise Cadamosto entdeckt und erstmals betreten (Boa Vista). Antonio da Noli, ein ebenfalls im Auftrag des portugiesischen Prinzen Heinrich des Seefahrers fahrender genuesischer Kapitän setzte ab 1458 die Erkundung der Inseln fort, entdeckte wahrscheinlich den größten Teil der übrigen östlichen Kapverden, taufte den Archipel auf den Namen Ilhas de Cabo Verde und begann ab 1461 als Gouverneur der portugiesischen Krone mit der Besiedlung der Inseln.
Die Inseln wurden von den Portugiesen nach dem Cabo Verde (grünen Kap) an der Westküste Afrikas benannt. Der Name gibt die Entdeckungsgeschichte und die spätmittelalterliche Technik der Navigation wieder. Auch folgten, bis zur sicheren Bestimmung der geographischen Länge im 18. Jahrhundert, die Navigatoren der westafrikanischen Küste bis zum Kap, um die Inselgruppe in der Weite des Atlantiks nicht zu verfehlen. Schon Christoph Kolumbus, der 1498 auf seiner dritten Reise nach Amerika die Kapverden streifte, merkte an, daß die Bezeichnung wenig zum zumeist wüstenhaft trockenen Charakter der Inselgruppe passe.
Leider gibt es dort nur eine kärgliche Fauna, sicherlich keine Panther. Also nehmen wir halt an, der Panther ist von einem gestrandeten aus Afrika kommenden Schiff auf die Insel entkommen.
Daß der Archipel 1406 in Europa noch unbekannt war, passt gut zur Geschichte, sonst wäre die Insel in unserer Geschichte eben keine geheime Schatzinsel.
Es schließt ja nicht aus, daß sich das eine oder andere Schiff durch Stürme dorthin verirrte und zuhause davon berichtete.
Heinrich der Seefahrer vertraute auf solche Gerüchte und auf Karten, die ihm in die Hände fielen und schickte seine Seefahrer daraufhin auch gezielt los.
Das die Kap Verden erst 1445 umrundet und 1458 offiziell erstmals betreten wurden, besagt da dar nichts. Lange galt Kolumbus als Entdecker Amerikas und heute wissen wir, daß der erste Europäer, der das nordamerikanische Festland zu Gesicht bekommen hat, Bjarni Herjulfßon gewesen sein dürfte. Er kam 986 auf der Fahrt von Island nach Grönland vom Kurs ab und berichtete später von "bewaldeten Hügeln im Westen". Das gesichtete Land erkundete er aber nicht weiter.
Etliche Jahre später streifte Erik der Rote die Nordamerikanische Küste entlang.
Ihren Entdeckungen folgte aber keine Besiedelung und so gilt nach wie vor Kolumbus als Entdecker.
Und so gilt auch Antonio de Noli als Entdecker der Kap Verden, selbst wenn schon lange vorher die Lage des Archipels einzelnen Seefahrern bekannt gewesen dürfte.
19/0
20: Schüsse im Urwald
20/0
21: Aufstand der Wilden
21/0
22: Sprung von der Klippe
Daß der Koch bei der Befreiung der Freunde immer noch seine hohe Kochmütze auf hat, mutet schon ein wenig lächerlich an.
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23: Die Schatzgräber
Gert und Peter überqueren auf einem Baumstamm eine Schlucht, um den Weg abzukürzen. Und wie es so ist, stolpert Peter und bleibt prompt an dem bei Wäscher üblichen Ast hängen, so daß Gert ihn noch retten kann.
23/28 = 14.01.1407
24: Sie kamen zu spät
Ein Segler kommt in Sicht. Die Freunde machen sich mit einem Feuer bemerkbar und werden gerettet. Dabei wird auch bekannt, daß Korallenbänke vor der Insel sind, die sie bei der Strandung mit dem Boot nicht bemerkten.
Riffbildende Korallen aus tropischen Korallenriffen können nur bei Wassertemperaturen überleben, die 20 Grad Celsius möglichst selten unterschreiten.
Also muß die Insel schon nahe am Äquator sein, was meine These mit den Kap Verden unterstreicht. Riffe waren zur damaligen Zeit ein guter Grund einer Insel nicht zu nahe zu kommen und auf eine Landung zu verzichten
Daß Stones und der Bootsmann glauben, sie können mit dem Schatz auf ein späteres Schiff warten, ist arg naiv. Denn das kann erstens lange dauern und zweitens würde das wohl der Besatzung des rettenden Schiffes auffallen und die beiden um den Schatz erleichtern.
24/1 = 15.01.1407.
Da wir nicht wissen, welcher Grund die "Frigga" in die Nähe geführt hatte und ob daher gleich Kurs auf Hamburg gesetzt wird, wird es wohl Frühjahr werden, wenn nicht sogar Sommer bis die Schiffbrüchigen und Schatzfinder wieder in Lübeck zuhause sind.
Bei der Durchsicht der Hefte fühlte ich mich an die ersten 60 Hefte und die ersten Piccologroßbände von Sigurd erinnert, so sehr ähnelte Gert in manchen Situationen dem jungen Sigurd. Das machte das Abenteuer doppelt interessant.
Die Ansicht, daß Stevensons Schatzinsel etwas mit diesem Wäscher Abenteuer zu tun hat, kann ich nicht teilen. Da ist wohl bei solchen Vermutungen der Wunsch der Vater des Gedankens.
Gustav Gaisbauer